Was bedeutet Geld für dich?
Geld ist ein intellektuelles Konstrukt, das auf zwei Systemen beruht: Erstens auf dem von Zentralbanken aus dem Nichts per Bilanzbuchung geschaffenen Staatsgeld – bestehend aus Banknoten und Zentralbank-Giralgeld – und zweitens auf dem von Banken und Sparkassen ebenfalls aus dem Nichts per Bilanzbuchung geschaffenen Banken-Giralgeld.
Geld ist weder gut noch böse. Grundsätzlich ist es für mich ein Mittel zur reibungslosen und sinnvollen Abwicklung von Schuldverhältnissen in komplexen Wirtschaftssystemen – zum Beispiel für den Austausch von Waren. Voraussetzung für den sinnvollen Einsatz als solches Mittel ist ein grundlegendes Verständnis moderner Geldsysteme. Ohne dieses umfassende Verständnis ist ein am Gemeinwohl ausgerichtetes Wirtschafts- und Gesellschaftssystem kaum möglich – und Geld kann leicht zum bloßen Zweck des Wirtschaftens oder zum Mittel des Machtmissbrauchs werden.
Was bedeutet Gemeinwohl für dich?
Beruflich bin ich stark vom Konzept genossenschaftlicher Unternehmen geprägt. Die Genossenschaftsidee – als Modell gemeinschaftlich organisierter Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstversorgung – war und ist für mich bereits ein wesentlicher Teil einer gemeinwohlorientierten Wirtschaft.
Bei einer Begegnung mit Christian Felber vor vielen Jahren lernte ich die zentrale Forderung der Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung kennen: die Frage nach dem Sinn und der Wirkung unseres Handelns – dient es den Menschen? Dient es der Umwelt? Dient es dem Frieden? Diese Begegnung war für mich ein Schlüsselerlebnis. Mir wurde bewusst, dass die Genossenschaftsidee zwar ein starkes Fundament für eine gelingende Gesellschaft ist, das „gesamte Haus“ eines umfassenden Wirtschafts- und Gesellschaftssystems aber erst durch die Gemeinwohl-Ökonomie errichtet werden kann.
Dürfen wir etwas mehr über dich erfahren – und warum du dich mit der Genossenschaft für Gemeinwohl für einen Wandel im Geld- und Finanzsystem engagierst?
Als ich mich von meiner Funktion als Vorstandsvorsitzender der genossenschaftlichen Sparda-Bank München – der ersten Gemeinwohlbank Deutschlands – in den „Un-Ruhestand“ verabschiedete, war es für mich selbstverständlich, mich dauerhaft für die Themen „Gemeinwohl-Ökonomie allgemein“ und insbesondere „Geld und Gemeinwohl“ zu engagieren.
Als Praktiker und Theoretiker der Real- und Finanzwirtschaft wurde mir bei meinen Vorträgen in Deutschland und Österreich zunehmend bewusst, wie groß die Verständnislücken zum Geldsystem in allen gesellschaftlichen Schichten sind. Dabei zeigte sich deutlich, dass das meist nur fragmentarisch vorhandene Wissen – etwa zur Geldschöpfung aus dem Nichts oder zu den sogenannten Staats-„Schulden“ – zu tiefgreifenden Missverständnissen über die Möglichkeiten einer Gemeinwohl-Ökonomie führt.
Diese Realität hat mir noch einmal klar gemacht, wie sehr der derzeit neoliberal ausgerichtete Kapitalismus in wesentlichen Bereichen auch antidemokratisch wirken kann – und das Gemeinwohl zugunsten einer kleinen gesellschaftlichen Elite verhindert. Diese Erkenntnis gibt mir die Kraft, durch immer mehr Informationsveranstaltungen zum Geld- und Finanzsystem einen Wandel hin zur Gemeinwohl-Ökonomie zu unterstützen.
So möchte ich – trotz aller Widerstände – einen kleinen Beitrag für eine gute Zukunft unserer nachfolgenden Generationen leisten. Aufgeben gilt nicht!