Direkt zum Inhalt

Neuer Aufsichtsrat: Viel Bankenkompetenz, zugleich bunt und aufgeschlossen

Samstag, 10. Oktober 2015

Bank für Gemeinwohl Genossenschaft wählt 4 neue Mitglieder in Aufsichtsrat."Wenn es uns gelingt, aus der Zivilgesellschaft heraus eine Bank zu gründen, gelingt uns alles", sagt Aufsichtsrätin Judith Pühringer bei tosendem Applaus. 

Sie unterstützt das Projekt seit 2010, am heutigen Abend kommen vier Neue mit Prädikat "fit&proper" ins Aufsichtsratsteam: Hohe Qualifikationen quer durch die Gesellschaft, vielseitige Persönlichkeiten, kluge Köpfe – „von solchen Experten lassen wir uns gerne beaufsichtigen“, so das Resümee von Genossenschaftsvorständin Christine Tschütscher anlässlich der außerordentlichen Generalversammlung der BfG Eigentümer/-innen- und Verwaltungsgenossenschaft, die Besitzerin der Bank für Gemeinwohl AG sein wird.
Twitter Live Reportage Storify hier lesen

Lebendige Diskussion

131 Genossenschaftsmitglieder waren gekommen, um den neuen Aufsichtsrat kennenzulernen, der sich der Wahl stellte und – teils nach lebhafter Diskussion - nach dem sog. soziokratischen Abstimmungsmodell mit Applaus bestätigt wurde. Seit Errichtung der Genossenschaft im Dezember 2014 durfte das Bankprojekt auf die Unterstützung von acht Aufsichtsrät/-innen zählen: Im Vorsitz ist der Unternehmensberater Markus Stegfellner, Mitglieder sind: Christian Felber, seines Zeichens Initiator der Gemeinwohlökonomie sowie Judith Pühringer, Geschäftsführerin des Dachverbandes Sozialer Unternehmen. Mit im Team waren und sind auch weiterhin die Unternehmensberater Ralf Widtmann und Matthias Kopetzky, der Unternehmer Fritz Fessler, die Steuerberaterin Gabriele Hornig sowie Rechtsanwalt Uwe Rautner. (Details zu allen Aufsichtsräten hier)

Weitere Bankenkompetenz bringen nun vier herausragenden Persönlichkeiten der Finanzwirtschaft in den nunmehr 12-köpfigen Aufsichtsrat ein:
 

Max Ruhri, Freie Gemeinschaftsbank Genossenschaft, Schweiz:

„Wir brauchen eine Welt, in der Menschen in eigener Verantwortung gestaltend mit Geld umgehen.“

Max Ruhri, gebürtiger Grazer, ist Mitglied der Geschäftsleitung der Freien Gemeinschaftsbank Schweiz. Dort pflegt man eine ausgeprägte Gesprächskultur ohne Verkaufsdruck und eine Zinspolitik, die nicht jede Marktschwankung mitmacht – wie die zukünftige Bank für Gemeinwohl es auch anstrebt. „Unsere Erfahrung in der Schweiz ist, dass das zu stabileren Wirtschaftsbeziehungen mit weniger Volatilität führt.“ Der Bankensektor ist im Umbruch, diagnostiziert Ruhri, „nun müssen Dinge neu gedacht werden. Das Zeitfenster für eine Ethikbank in Österreich ist weit offen. Hier wird nicht bloß eine Bank gegründet, sondern Impulse für einen Wandel gesetzt. Wir brauchen eine Welt, in der Menschen in eigener Verantwortung gestaltend mit Geld umgehen; so etwas kennen wir noch nicht.“ 

 

Christoph Wurm, VKB-Bank OÖ

„Mehr Vielfalt in die Bankenlandschaft, nicht nur Männer in dunklen Anzügen“

Christoph Wurm ist Vorstandsvorsitzender der oberösterreichischen Volkskreditbank (VKB-Bank), einer Regionalbank mit Sinn für das Gemeinwohl. Wurm nennt sich „der Pfadfinder unter den Bankern“: Der Naturliebhaber mit Leidenschaft für Kanu- und Schitouren ist staatlich geprüfter Rafting-Bootsführer, Canyoning-Guide und Hochseil-trainer. Soziales Engagement ist ihm wichtig, etwa bei den Pfadfinder/-innen, der Schuldnerhilfe sowie bei SOS-Menschenrechte. Seine Anwesenheit im Aufsichtsrat sieht Wurm als Beitrag zur Kooperation zwischen nachhaltig und werteorientierten Banken und Bankern. „Damit die Bankenwelt ein Stück bunter und nicht nur von Männern in dunklen Anzügen geprägt wird“, so Wurm. Er freut sich, dabei zu sein, wenn „eine Bank sich neu erfindet und nachhaltig wirken will.“ 
Aktuelles Interview zur Aufsichtsratstätigkeit bei der BfG Genossenschaft:Oberösterreichische Nachrichten

 

Stefan Schneider, Raiffeisenbank Lech

„Wir sind seit drei Jahren Mitglieder der Gemeinwohl-Ökonomie. Es wurde nicht einfacher, aber es geht uns sehr gut dabei und macht Sinn.“

Stefan Schneider ist im Vorstand der Raiffeisenbank Lech.  „Im Vorstand der Raiba Lech haben wir uns Mitte 2012 die Frage nach dem Sinn gestellt – mit dem Ergebnis, dass mehr Gewinn, Volumensausweitung, Kosteneinsparungen usw. nicht sinnstiftend sind.“ Die Bank hat sich mit dem Modell der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) von Christian Felber beschäftigt und sich dieser angeschlossen. Unternehmen, die sich der Gemeinwohl-Ökonomie verschreiben, streben die Umsetzung einer Wertematrix rund um Ökologie, Mitarbeiter/-innen-Mitbestimmung und Chancengleichheit von Mann und Frau u.v.m. an. „Es wurde nicht einfacher, aber es geht uns sehr gut dabei und es macht Sinn“, sagt Schneider. „Ich möchte meine Erfahrungen der letzten drei Jahren mit der GWÖ in die Bank für Gemeinwohl einzubringen“, sagt Schneider.

 

Edith Schiller, Finanzconsulting

„Veränderungen im Bankensektor und im öffentlichen Finanzbereich sind unbedingt notwendig.“

Edith Schiller war langjährig im Bankensektor beschäftigt, heute begleitet sie Unternehmen bei Neugründungen und bei der Suche nach Beteiligungskapital. „Im Laufe meiner beruflichen Tätigkeit habe ich eine zunehmend kritische Einstellung zum Finanzsektor gewonnen und sehe, dass Veränderungen unbedingt notwendig sind. Das Projekt Bank für Gemeinwohl bedeutet für mich, Visionen und Werte auch im Finanzbereich zu leben und dabei hochinnovativ zu sein.“ Ihr ist ein fairer und offener Dialog zwischen Stakeholdern, Regulatoren und der Bank wichtig. „Wir müssen uns zu den Werten der Nachhaltigkeit und Ethik klar bekennen und so ein Gegengewicht zur derzeitigen Bankenlandschaft setzen“, sagt Schiller.

Twitter Live Reportage Storify hier lesen

Drop Box link zu Fotos hier