"Wie gehen soziale Einrichtungen mit Geld um?"
"Wie gehen soziale Einrichtungen mit Geld um?"
Silvia Koppensteiner aus Herzogenburg ist als Regionalbetreuerin mittlerweile eine "Institution" in der Genossenschaft für Gemeinwohl. Hauptberuflich in einer niederösterreichischen sozialen Einrichtung tätig, zog es sie Anfang des Jahres als Teilnehmerin in unseren Zertifikatslehrgang Geld und Gemeinwohl – die Finanzwelt verstehen und gestalten. Im Interview schildert sie ihre Gedanken dazu.
Liebe Silvia, was bedeutet Geld für dich?
Geld ist für mich in erster Linie ein Mittel, meine grundlegenden Bedürfnisse zu befriedigen und sich hin und wieder selbst ein wenig zu verwöhnen. Darüber hinaus nutze ich Geld sehr gerne, um Familie/Freunden eine Freude zu bereiten oder Organisationen/Projekte zu unterstützen, die ich für wichtig erachte. Ich sehe keinen Sinn darin, großartig Geld anzuhäufen. Und es ärgert mich besonders, wenn viel Geld für völlig unnütze prachtvolle Bauprojekte ausgegeben wird, statt damit notleidende Menschen zu unterstützen.
Was bedeutet Gemeinwohl für dich?
Gar nicht so einfach in Worte zu fassen. Gemeinwohl bedeutet für mich vor allem eine gerechte Verteilung von Ressourcen – und zwar aller Ressourcen: Zeit, Geld, materielle Ressourcen, Energie, Bildung ... Daher versuche ich Ressourcen, von denen ich mehr zur Verfügung habe, als ich gerade benötige, anderen zur Verfügung zu stellen bzw. nicht mehr Ressourcen für mich in Anspruch zu nehmen als notwendig. Eine Herausforderung, an der ich oft noch scheitere, aber ich bemühe mich, mich zu verbessern.
Was waren für dich die wichtigsten Erkenntnisse, die du aus dem Lehrgang mitnehmen konntest?
Ich habe ganz viel über das Geld- und Finanzwesen gelernt, gewisse Zusammenhänge besser verstanden. Vor allem habe ich unterschiedliche Ansätze kennen gelernt, wie es in diesem Bereich auch anders gehen könnte und welche Herausforderungen wohl die nahe Zukunft bringt. Vieles davon möchte ich noch weiter vertiefen. Die wichtigsten Erkenntnisse fanden aber eher auf der persönlichen Ebene statt, denn ich habe auch ganz viel über mich selbst gelernt – das hatte ich in dieser Form in diesem Lehrgang nicht erwartet.
Was gestaltest du nun persönlich in diesem Bereich?
Über die Projektarbeit möchte ich für mich zunächst eine Frage beantworten, die mich schon einige Zeit beschäftigt. Soziale Einrichtungen tragen ohne Zweifel viel für das Gemeinwohl bei. Sie bieten Unterstützung für verschiedenste Menschengruppen in unterschiedlichen Notsituationen an. Aber ist das Gemeinwohl auch in ihrem eigenen Umgang mit Geld – also zum Beispiel beim Einkauf – ein Thema in sozialen Einrichtungen? Und welche Faktoren beeinflussen den Umgang mit Geld in diesen Einrichtungen? Ich hoffe natürlich, dass ich durch meine Recherche das Bewusstsein für dieses Thema bei verschiedenen Entscheidungsträgern ein wenig anregen kann. Ob ich dadurch auch tatsächlich etwas gestalten kann, wird sich noch herausstellen.
Wem würdest du die Teilnahme an unserem Zertifikatslehrgang "Geld & Gemeinwohl" empfehlen?
Grundsätzlich jeder/jedem, die/der sich für das Thema Geld interessiert. Aber ganz besonders natürlich Personen, die ein Projekt im Kopf haben, das in irgendeiner Form mit Geld und/oder Gemeinwohl zu tun hat. Denn der Austausch mit den anderen Teilnehmer*innen, den Lehrgangsleiter*innen und den Vortragenden ist ungemein bereichernd und kann ganz viel dazu beitragen, das Projekt zu konkretisieren und auf den Weg zu bringen.