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Renate Hagmann im Gespräch: "Es gilt neue Wege zu entwickeln"

Portrait Renate Hagmann
Mittwoch, 15. Januar 2020

Renate Hagmann im Gespräch: "Es gilt neue Wege zu entwickeln"

Renate, du bist Unternehmensberaterin und hast berufsbeding viele Erfahrungen in der klassischen Finanzwelt gemacht. Was ist für dich Geld?

Geld ist für mich in erster Linie Mittel, um mir viele Dinge und Erlebnisse zu ermöglichen. Es ist aber auch Reflexionsmittel: Was will ich wirklich im Leben? Wofür will ich meine wertvolle Lebenszeit verwenden (z.B. zwei bis drei Monate im Jahr für ein Auto zu arbeiten oder eben nicht)?

 

Was war dein Antrieb, dich in Fragen des Finanzsystems zu vertiefen, und was sind für dich die wichtigsten Aspekte dieses Themas?

Ich wollte meine Arbeitszeit so effizient wie möglich gestalten. Das Finanzsystem war für mich eine interessante und aufregende Möglichkeit, durch Analyse, Risikoeinschätzung und Mut zu Entscheidungen Geld zu verdienen. Es war mir immer schon suspekt, dass mir Erwerbsarbeit als alleinig seligmachend und moralisch gerechtfertigt eingetrichtert wurde, andere aber das Geld bekamen. Ich sah mich immer als Arbeitnehmerin und Kapitalgeberin – das war für mich nie ein Widerspruch. Erst die Gier, die Agglomeration von Unternehmen zu weltweiten Konzerngiganten und die abenteuerlichen, zum Teil wirklich kriminellen Finanzprodukte brachten das System 2008 nachhaltig zu Fall. Jetzt gilt es, völlig neue Wege zu entwickeln, andere Geldkreisläufe zu etablieren und nachhaltige und soziale Unternehmen zu fördern.

 

Welche Faktoren haben aus deiner Sicht den größten Einfluss auf das gegenwärtige Geld- und Finanzsystem?

Negativzinsen und der damit verbundene Immobilienpreishöhenflug. Weitere Faktoren sind das weltweite Umdenken wegen der Klimakrise und die damit verbundenen Forderungen und Änderungen – weniger, achtsamerer Konsum, nachhaltige Produktionsmethoden (z.B. Cradle to Cradle), neue soziale Forderungen: Kooperation anstatt Konkurrenz, Arbeit besser verteilen, Vermögenskonzentrationen abbauen, Existenz sichern. Hier findet ein regelrechter Paradigmenwechsel statt.

 

Welche Einstellung zu Geld würdest du in der Welt gerne (vermehrt) sehen?

Den angstfreien Umgang damit und beherzte Forderungen zu einer gerechteren Verteilung.

 

Du bist Expertin für Fragen rund ums Geld und ums Gemeinwohl und als solche auch bei vielen Veranstaltungen und Vorträgen im Einsatz. Warum gerade auch im Lehrgang „Geld und Gemeinwohl“?

Es ist wichtig, sich einerseits die unbewussten Assoziationen, die wir zu Geld haben und die unser Leben massiv beeinflussen, anzuschauen und sich andererseits Wissen, Instrumente und Möglichkeiten anzueignen, die unserem Streben nach einem guten Leben für alle entsprechen. Der Lehrgang bietet eine umfassende Grundlage dafür, wie die Transformation zu Nachhaltigkeit auf persönlicher, finanzieller, unternehmerischer und politischer Ebene gut gelingen kann!