Direkt zum Inhalt

„Nicht der Gewinn, sondern der Nutzen zählt“ - MitarbeiterInnen Porträt

Montag, 8. Januar 2018

„Nicht der Gewinn, sondern der Nutzen zählt“ - MitarbeiterInnen Porträt

Vor den Vorhang Sarah Bretschneider

 

Sarah, du bist ehrenamtlich bei unserer gemeinwohlorientierten Crowdfunding-Plattform tätig, wie kam es dazu?

 

Ich wollte nach meinem BWL Studium während der Job-Suche Erfahrungen sammeln. Die Arbeit bei der Crowdfunding-Plattform begeistert mich, weil ich mit sehr spannenden Jungunternehmen in Berührung komme, deren Projekte von einer authentischen Vision getragen sind.

 

Ist das neu für dich?

 

Wenn man ein Wirtschaftsstudium absolviert hat, dann hat man das Gefühl, dass sich alles im unternehmerischen Leben um den Gewinn dreht. Aber hier sehe ich, dass es viele innovative Köpfe gibt, die erfolgreich aber trotzdem sozial orientiert sind. Das ist für mich beruhigend und sinngebend: Wirtschaft muss nicht weltzerstörerisch sein.

 

Du hast also kein so positives Bild unseres Wirtschaftssystems gewonnen nach deinem Studium?
 

Im Studium erfährt man von Modellen im Bankwesen und im Management, die sich etabliert haben, als wären sie in Stein gemeißelt. Da fehlten mir die Alternativen: es gab wenig Antworten auf die Probleme dieser Welt, es gab sehr wenige Vorlesungen, die auf Nachhaltigkeit abzielten und wenig soziale Kompetenz.

Aber mit Blick auf die Welt fällt wohl jedem auf, dass es nicht so gut läuft und sich etwas ändern sollte. Ich habe den Eindruck, dass sich alles extrem schnell entwickelt, alles ist auf Wachstum programmiert. Hier in diesem Unternehmen hingegen geht es um andere Werte und der Rhythmus ist ruhiger, das ist wohltuend.

 

Es ist eine andere Unternehmenskultur?

 

Ja, jeder kommt zu Wort, die Hierarchien sind flach, alle Argumente werden gehört, vieles wird gemeinsam entschieden.

 

Das Besondere dieser Crowdfunding-Plattform ist ja die Gemeinwohl-Prüfung.
 

Ja, hier wird jede Einreichung nach Kriterien von Nachhaltigkeit, Ökologie und Ethik durch eine Kommission beurteilt und dann das Gemeinwohl-Siegel verliehen. Das gibt es sonst nirgends. 

 

Was ist nach drei Monaten dein Resümee dieser ehrenamtlichen Arbeit?

 

Am Anfang ist es mir schwer gefallen, mich zu motivieren, ohne Bezahlung zu arbeiten. Heute finde ich, es ist sogar der bessere Anreiz, für etwas zu arbeiten, was man gut findet. Es ist traurig, nur wegen des Geldes arbeiten zu müssen. Das ist für mich in einer Phase, wo ich mich beruflich weiterorientiere, eine wichtige Erfahrung und das wird in mein künftiges Leben und in meine Jobsuche einfließen: ich werde nicht nach dem höchsten Gehalt suchen sondern nach dem meisten Nutzen für mich und für die Gesellschaft.  Für diese neue Erkenntnis bin ich dankbar.

 

Sarah Bretschneider, 23 Jahre alt, BWL Studium in Wien.