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Internationales Expert*innentreffen in Bochum: Schule macht die Entscheider*innen von morgen

Christina auf Bildungstagung
Donnerstag, 2. April 2020

Internationales Expert*innentreffen in Bochum: Schule macht die Entscheider*innen von morgen

Kurz vor Ausbreitung des Corona-Virus auch in Österreich und Deutschland nahm unsere Leiterin der Akademie für Gemeinwohl, Christina Buczko, auf Einladung der Stiftung Evidenz und des Institute for Social Banking an einem Expert*innentreffen in Bochum teil. Das Thema: „Wirtschafts-Labor – Ökonomische Bildung an Schulen“. Rund 20 Teilnehmer*innen aus ganz Europa trafen sich zu der Frage, wie Menschen, insbesondere Schüler*innen, Wirtschaft praktisch erfahren können, und wie dabei vor allem auch kritische Bildungsinhalte transportiert werden können.

 

Nicht ganz neu: Praktische Erfahrungen und Möglichkeit zur Teilhabe heben die Motivation

In den Räumlichkeiten der GLS-Bank wechselten sich über den Tag verteilt Fach-Inputs mit Gruppenarbeiten ab. Silja Graupe von der Cusanus-Hochschule unterstrich in ihrem Vortrag, dass die Motivation für Bildung zentral sei, gerade wenn es darum gehe, junge Menschen dazu zu befähigen, sich im Sinne des Gemeinwohls zu betätigen. Zudem gehe es darum, die Dominanz der Wirtschaft in unserer Gesellschaft wieder zurückzudrängen – Stichwort: Daseinsfürsorge statt Profitmaximierung. Gerade für Wirtschaftsthemen sei Begeisterung oft schwierig zu erreichen, jedoch sei dies nicht unmöglich. Graupe berichtete von ihren Erfahrungen mit einem filmischen Einstieg ins Thema, beispielsweise indem Schüler*innen mit Kameras in Supermärkte geschickt wurden, um „Wirtschaft“ zu filmen. Denn mit der Kraft von Bildern und Imagination kann es gelingen, die Verbindung von Denken und Handeln zu stärken.

 

Akademie für Gemeinwohl im Blickpunkt

Christina Buczko erzählte über die Schwerpunkte, Formate und Zugangsweisen im Rahmen der Akademie für Gemeinwohl sowie unsere ausgewählten Aktivitäten mit Lehrer*innen und in Schulen. Das Interesse z.B. an unseren Wanderungen und geplanten Kooperationen mit Kulturschaffenden war dabei sehr hoch. Am Nachmittag gab es einen Impuls von Georg Hasler zum Thema „Digitalisierung und Bildung von morgen“. Im letzten Teil des Workshops wurde in Arbeitsgruppen zu ausgewählten Themen des Vormittags gearbeitet. Das Ziel bestand darin, zehn Thesen für Wirtschaftsbildung in Schulen zu erarbeiten.

 

Christina Buczkos Eindrücke: „Die gemeinsam erarbeiteten abschließenden Thesen zur ökonomischen Bildung an Schulen sind recht allgemein gehalten, wie ‚Mehr Demokratisierung und Mitbestimmung im Unterricht und praxisnahe Erfahrungen ermöglichen’, `Verständnis über Machtstrukturen stärken´, `Reflexionen über Geld anregen´ oder `Risikokompetenz stärken´. Für mich besonders interessant an der Tagung war der Austausch mit den anwesenden Lehrer*innen, da diese aus ihrer Praxiserfahrung heraus am besten erklären konnten, was es für lebendige, anregende und auch explizit werteorientierte Wirtschaftsbildung braucht: engagierte Lehrkräfte, passende Unterrichtsmaterialien, ausreichend Zeit und Ressourcen (z.B. Kolleg*innen, die auch einmal eine Stunde ihres herkömmlichen Unterrichts für ein längeres Projekt opfern).“

Wach bleiben, kritisch bleiben und sich vernetzen

Insgesamt äußerten sich die Teilnehmenden äußerst positiv über die Möglichkeit des gegenseitigen Kennenlernens, über das wechselseitige Lernen von anderen und deren Erfahrungen im Bereich Wirtschaftsbildung an Schulen, über die theoretischen Inputs und das gemeinsame Entwickeln von Projekten in diesem Bereich. Vor allem für letzteres braucht es ein beständigeres Netzwerk.

Christina Buczkos Resümee: „Fortbildungsaktivitäten in einem ersten Schritt mit Lehrkräften als Multiplikator*innen sind ein ganz wichtiger Hebel, um die jungen Menschen und damit die Entscheidungsträger*innen von morgen zu erreichen, und ihnen frühzeitig ein breiteres Spektrum an alternativen Wirtschaftsprinzipien zugänglich zu machen. Auch wir wollen im Rahmen unserer Akademie vermitteln, dass Wirtschaftsbeziehungen gestaltbar sind. Viele junge Leute sind bereits sensibilisiert, nicht zuletzt dank neuer Bewegungen wie ‚Fridays for Future’. Hier wurde bei der Tagung auch mehr ‚Unverschämtheit’ gefordert, um weiter zu gehen. Gerade zu Wirtschaftsthemen fehlen in den Schulen – noch – konkrete Angebote. Weiters wäre es wichtig, dass Lehrkräfte endlich geeignete Unterrichtsmaterialien zur Verfügung zu haben. Hier können auch wir uns besser einbringen.“

In der Gruppe der Teilnehmenden bestand zudem Konsens darüber, dass Wirtschafts- und insbesondere Finanzbildung kritisch bleiben muss und nicht privaten Banken und deren Stiftungen überlassen werden darf, wie dies aktuell nicht nur in Österreich, sondern etwa auch in der Schweiz zu beobachten ist.