Geld gemeinsam gestalten – mit Silvia Koppensteiner
Geld gemeinsam gestalten – mit Silvia Koppensteiner
Silvia Koppensteiner, Regionalgruppenleiterin und Buchhalterin der Genossenschaft für Gemeinwohl, mag es Dinge zu ordnen und Rätsel zu lösen – Fähigkeiten, die sie auch in ihrem Beruf als Buchhalterin einsetzt. Während ihrer kaufmännischen Ausbildung inspirierte sie ein Lehrer, der sich aktiv für Umweltschutz engagierte. Nach einer beruflichen Pause für die Betreuung ihrer drei Söhne begann sie, in einem sozialen Verein zu arbeiten, wo sie erkannte, wie erfüllend es ist, die eigenen Talente für eine gute Sache einzusetzen. Seit über 11 Jahren engagiert sie sich ehrenamtlich in einem Carsharing-Verein und neuerdings bei der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ). Heute arbeitet sie als selbständige Bilanzbuchhalterin und schätzt, dass viele ihrer Kunden aus der Sozialbranche stammen und ihre Werte teilen.
Was bedeutet Geld für dich?
Geld hat mir nie besonders viel bedeutet. Ich habe absolut kein Bedürfnis, Geld anzusparen oder gar anzuhäufen. Ich bin zufrieden, wenn ich genug habe, um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Wenn etwas übrig bleibt neige ich dazu, das Geld für Geschenke/Aufmerksamkeiten für Freunde und Familie auszugeben oder für gemeinwohlorientierte Zwecke zu verwenden, z.B. Spenden. Ich habe auch Zeiten erlebt, in denen es immer zu wenig war. Daher weiß ich auch, wie belastend das ist. Genug Geld ist also ein Stück Freiheit. Damit meine ich jetzt nicht nur die Freiheit sich zu kaufen was man will, sondern vielmehr die Freiheit den Geist frei zu haben, um sich weiterzubilden oder ein gutes Buch zu lesen und Zeit mit lieben Menschen zu verbringen. Denn wenn die Gedanken ständig nur darum kreisen, wie man die offenen Rechnungen begleichen kann und ob genug Geld für das Essen und den Geburtstag der Kinder vorhanden ist, kann man auch diese Dinge nicht mehr genießen.
Was bedeutet Gemeinwohl für dich?
Gemeinwohl ist für mich das Wohl der Allgemeinheit, ein gutes Leben für alle Lebewesen – und weil es den Lebewesen nur gut geht, wenn die Natur im Gleichgewicht ist, schließt das natürlich auch eine ökologisch nachhaltige Lebensweise mit ein. Gemeinwohl ist für mich auch die richtige Balance zwischen Egoismus und Altruismus bzw. Solidarität. Im engsten Familienkreis funktioniert diese Balance meist noch sehr gut – man hilft und unterstützt sich gegenseitig und tut nichts (absichtlich), was den anderen schadet. Auch in Notfällen/Katastrophen ist dieses Verhalten stark ausgeprägt. Auf staatlicher oder gar zwischenstaatlicher Ebene fällt uns dieses Denken sehr schwer. Und in der Wirtschaft herrscht anscheinend leider der Egoismus vor – das Recht des Stärkeren, der sich alles nehmen kann. Gemeinwohl bedeutet für mich, dass es allen gut geht und jeder so leben kann, wie er/sie es möchte. Ich bin überzeugt davon, dass dies möglich ist.
Dürfen wir etwas mehr über dich erfahren, und warum du dich mit der Genossenschaft für Gemeinwohl für einen Wandel im Geld- und Finanzsystem engagierst?
Nun, auch hier gibt es sowohl die altruistische als auch die egoistische Komponente. Das Geld- und Finanzsystem ist einer der größten Hebel für ein gutes Leben für alle. Es ist genügend Geld vorhanden, wir müssen es nur anders verteilen. Als ich das verstanden habe – übrigens auch durch die Bildungsangebote unserer Akademie – war es für mich ganz logisch mich hier zu engagieren, weil damit hier die Möglichkeit am größten ist, etwas zu der in meinen Augen erforderlichen Veränderung beizutragen. Der egoistische Grund – ich habe hier Menschen kennen gelernt, die viele meiner Werte teilen, äußerst respektvoll miteinander umgehen und versuchen Wirtschaft anders zu denken. Ich wollte einfach gern Teil dieser Gemeinschaft sein.