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ETHISCHER WELTHANDEL – ALTERNATIVEN ZU TTIP, WTO & CO, von Christian Felber

Dienstag, 9. Mai 2017

ETHISCHER WELTHANDEL – ALTERNATIVEN ZU TTIP, WTO & CO, von Christian Felber

BUCHBESPRECHUNG 

Buchbesprechung:
Ethischer Welthandel – Alternativen zu TTIP, WTO & Co
von christian felber
Buchrezension: Günter Grzega

Unzählige Publikationen und Demonstrationen zu TTIP, CETA, NAFTA etc. etc. müssten eigentlich doch ausreichen, um sich umfassend über die angeblich unumgängliche Freiheit, die Zwänge und die wahren Absichten der Profiteure des Welthandels zu informieren. Und nun Felbers neues Werk, das es wirklich in sich hat. Dabei ist Christian Felber nicht einmal ein „echter“ Ökonom und offensichtlich verleiht ihm dies die Fähigkeit, ein solches Thema ohne wirtschaftswissenschaftliche Scheuklappen allgemein verständlich und ohne Denkblockaden anzugehen und die Dogmen der sogenannten Freiheit des Welthandels als des „Kaisers neue Kleider“ zu entlarven.

Impulse für neues Denken

Aber vielleicht braucht es wieder einmal einen Nicht-Ökonomen, um der Wirtschaftswissenschaft Impulse für ein neues (altes?) Denken im Sinne einer echten Geistes-Wissenschaft zu geben, die die offensichtliche Sehnsucht der Mehrheit der aktuellen Ökonom*innen nach „naturwissenschaftlich unumstößlichen Wahrheiten“ endlich überwindet. Dass der Autor auch in aller Deutlichkeit die Schwächen, ja letztlich Denkfehler mit gravierenden Auswirkungen auf die gesamte Welt-Gesellschaft, der Freihandelskonstrukte von Adam Smith und David Ricardo sowie die darauf aufbauende Politik der WTO zu Gunsten einer kleinen Klasse von Superreichen und den Welt-Konzernen aufzeigt, macht das Buch fast auch noch zu einem spannenden Wirtschaftskrimi.

Sachlich, nicht moralisierend

Freihandel nach den WTO-Regeln und tatsächliche Freiheit bzw. Demokratie werden als geradezu unvereinbar und gegensätzlich erkennbar. Wichtig ist aber auch, dass über das Thema „Freihandel“ hinaus die evolutionäre Entwicklung der sozialen Marktwirtschaft hin zu einer gemeinwohl-orientierten, ökosozialen Marktwirtschaft, also zur Gemeinwohl-Ökonomie, beim Lesen des Buches immer präsent und spürbar bleibt. Dabei fällt wohltuend auf, dass – statt der in früheren Werken des Autors für die einen oder anderen Leser*innen zu „ethisch-moralisch“ aufgeladenen Sichtweisen – hier mehr sachliche und nach Fakten aufgebaute Argumentationen vorherrschen. Gerade diese Feststellung wird es ermöglichen, dass „Ethischer Welthandel“ nicht nur von den üblichen „Verdächtigen des sogenannten Gutmenschentums“ und „Überzeugungstäter*innen“, sondern auch von Wissenschaftler*innen und Politiker*innen, die der Gemeinwohl-Ökonomie skeptisch bis ablehnend gegenüber stehen, gelesen wird.

Demokratischer Ordnungsrahmen

Das Buch bietet also die große Chance, sich nicht nur über die Möglichkeiten eines ethischen Welthandles zu informieren, sondern Denkanstöße für den unabdingbaren Wandel vom zerstörerischen Neoliberalismus zu einer Gemeinwohl-Ökonomie (also einem dritten Weg zwischen Kommunismus und Kapitalismus) kennen zu lernen, und zwar auf der Basis einer freien Marktwirtschaft, die aber nie ohne einen demokratisch erarbeiteten Ordnungsrahmen zum Wohle der Menschen funktionsfähig sein kann. Auch diese Feststellung wird in „Ethischer Welthandel“ überzeugend dargelegt.

Wege in die Praxis

Elementar für den Erfolg des Buches ist, dass Felber es also nicht nur bei Kritik belässt, sondern auch mögliche und demokratisch in die Praxis uneingeschränkt umsetzbare Wege für einen gemeinwohl-orientierten, ethischen Welthandel und die Unabdingbarkeit einer umfassenden Gemeinwohl-Ökonomie für eine gute Zukunft der Gesellschaft aufzeigt. Wobei dies kaum überrascht, wenn man seine unermüdlichen Aktivitäten für eine Gemeinwohl-Ökonomie kennt. Nur Gegner von Freihandels-Verträgen zu sein, wäre für ihn offensichtlich zu kurz gesprungen. „Ethischer Welthandel“ bietet alle Voraussetzungen für einen Bestseller!

 

Der Autor:

Günter Grzega

Dipl. Bankbetriebswirt, ehem. Vorstands-Vorsitzender der Sparda-Bank München eG

 

Buchrezension Philipp Krohn, FAZ 

 

Rezension Deutschland Radio