Crowdfunding macht die Finanzwelt demokratischer!
Crowdfunding macht die Finanzwelt demokratischer!
Patrick, du bist Crowdfunding-Experte und warst zuvor bei einer großen Bank – seit zwei Monaten bist du bei uns. Was hat dich zu diesem Wechsel motiviert?
Ich kann hier an der Vision mitwirken, das Finanzwesen nachhaltig zu verbessern, das halte ich für etwas ganz Großartiges. Ich verfolge dieses Projekt seit zwei Jahren, nun ist mein Wunsch, mitzuarbeiten, Wirklichkeit geworden. Auch das Umfeld ist motivierend, alle haben das gleiche Verständnis, das ist schön. In meinem früheren Job waren wir fremdgesteuert von den Eigentümern, die die großen Strategien vorgaben. Hier hingegen erlebe ich einen transparenten Umgang mit Geld und befürworte auch die hier geltenden Werte wie Zinsverzicht und Fairness durch den Gemeinwohl-Beitrag.
Wie beurteilst du das Agieren von Banken derzeit?
Die meisten großen Banken in Österreich agieren sehr gewinnorientiert, diesem Ziel wird alles untergeordnet. Es gibt vor allem kurzfristige Strategien, die den Boni der Manager dienen. Es gibt Personalabbau in großem Stil, das verunsichert die Mitarbeiter*innen. Die Finanzprodukte der Banken werden aufs Extremste ausgereizt, es gibt wenig Kundenfreundlichkeit: Der Produktnutzen geht zurück, das ganze wird nur durch gute Kommunikation abgefedert. Das spüren die Menschen und suchen nach Alternativen.
Wie soll die Bank der Zukunft aussehen?
Eine Bank sollte neben kurz- und mittelfristigen auch langfristige Ziele verfolgen und Mitbestimmung von Kund*innen zulassen. Die Produkte sollten kundenfreundlich gestaltet sein. Es darf keine versteckten Kosten geben, sondern transparente Preisgestaltung und ausreichend Servicenutzen rund ums Produkt. Die Kund*innen sollen sich fair behandelt und gut serviciert fühlen.
Was sind deine Aufgaben hier in unserer Genossenschaft?
Ich koordiniere die neue Crowdfunding-Plattform. Ich strebe Kooperationen an, unterstütze Projekte von der Einreichung bis zur Finanzierung. Im Zuge der Einreichung begleite ich auch die Gemeinwohl-Prüfung der Projekte. Unsere neue Plattform gemeinwohlprojekte.at ist seit Ende August online und wir haben schon zwei Projekte über EUR 100.000,- erfolgreich finanziert.
Welche Arten von Crowdfunding bietet die Genossenschaft?
Wir bieten spenden- und reward-basiertes Crowdfunding an. Später wird es auch Nachrang-Darlehen geben. Unsere Besonderheit ist die Gemeinwohl-Prüfung mit dem Gemeinwohl-Siegel. Das große Ziel ist, dass wir Projekte möglichst nah an eine erfolgreiche Finanzierung heranführen. Im Rahmen der Gemeinwohl-Prüfung wird beispielsweise die Lieferantenkette begutachtet, die Nachhaltigkeit beurteilt und es werden auch Expert*innen und die Genossenschafter*innen befragt. Wir achten auch auf die Plausibilität und Umsetzbarkeit. Wer diesen mehrstufigen Prozess durchlaufen hat, hat gute Chancen auf eine erfolgreiche Finanzierung. Potentielle Unterstützer*innen haben die Garantie, nachhaltige Projekte zu unterstützen und ihr Geld sinnvoll anzulegen.
Ersetzt Crowdfunding als neue Finanzierungsmethode immer mehr die Bankenkredite?
Die Bankenwelt hat die Klein- und Mittelunternehmen vergessen, sie lassen sie mit ihren Kreditansuchen abblitzen, mitunter fordern sie bis zu 80 % Eigenmittel. Daher ist Crowdfunding eine willkommene Alternative und wird auch als Anschubfinanzierung für einen späteren Bankenkredit verwendet. Crowdfunding macht die Finanzwelt demokratischer: Finanzierungen laufen von unten nach oben.
Was ist für ein erfolgreiches Crowdfunding-Projekt relevant?
Die Textinhalte sollen das Vorhaben so plakativ wie möglich darstellen, damit es auf Anhieb verstanden wird. Videos und Bilder sorgen für die emotionale Gestaltung. Der Funke soll sofort überspringen. Außerdem ist es wichtig, zu verstehen, dass Crowdfunding kein Bankomat ist, wo man wartet, dass Geld fließt: Während der Kampagne sind die laufende Kommunikation mit der Crowd und die Aktivierung eigener Netzwerke der Schlüssel zum Erfolg. Außerdem sollten Projektwerber*innen die Zeit der Kampagne als Chance zur Erschließung neuer Zielgruppen wahrnehmen. Diese Phase des öffentlichen Auftritts birgt ein Riesenpotential für die eigene Geschäftstätigkeit im Nachgang. Die Unterstützer*innen von heute sind die Kund*innen von morgen.
Mag. (FH) Patrick Zaunfuchs
Geboren 1985 in Wien, studierte Kommunikationswirtschaft an der FH Wien, danach Tätigkeit in der Werbung, danach bei einer großen österreichischen Bank für Dialogmarketing verantwortlich sowie Aufbau der hauseigenen Crowdfunding-Plattform. Nun Koordinator der Crowdfunding-Plattform der Genossenschaft für Gemeinwohl.