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Geld gemeinsam gestalten – mit Carolin Nemeth-Wallitzky

Portrait Carolin
Sonntag, 29. September 2024

Geld gemeinsam gestalten – mit Carolin Nemeth-Wallitzky

Wenn jemand eine Frage zu unserer Genossenschaft hat, zum Gemeinwohlkonto oder wie ein Crowdfunding mit uns funktioniert, Carolin Nemeth-Wallitzky weiß die Antwort. Wie die Leiterin Serviceteam und Mitarbeiterin Crowdfunding auf die Themen Geld und Gemeinwohl blickt?

 

Caro, was bedeutet Gemeinwohl für dich?

Grob gesagt, Menschen fühlen sich möglichst wohl im gesellschaftlichen Zusammenleben. Das heißt für mich, dass ihre Bedürfnisse erfüllt sind, die Ungleichheit gering ist und es Konsens über grundlegende Werte und Normen gibt. Alles weitere ergibt sich daraus von selbst, wie die Achtung der Ressourcen des Planeten oder ein gutes Miteinander. Für die Ausgestaltung von Gemeinwohl im Detail gibt es viele verschiedene Vorstellungen – das kann und darf sein. Es braucht allerdings entsprechende demokratische Prozesse, damit umzugehen. Dann wird ein „Gutes Leben für alle“ machbar.

 

Was bedeutet Geld für dich?

Geld ist grundsätzlich moralisch neutral, ein Tauschmittel beziehungsweise ein Mittel zum Zweck. Wie es vermehrt und verteilt wird, ist für mich höchst problematisch und muss geändert werden. Superreichtum ist widernatürlich, senkt nachweislich die Lebensqualität in einer Gesellschaft und erschafft bedenkliche Machtverhältnisse – Armut hingegen nimmt den Menschen ihre Würde und soziale Teilhabe. Das bestehende Geld- und Finanzsystem macht es verhältnismäßig leicht, aus Geld immer mehr Geld zu erschaffen – die unendliche Kapitalakkumulation, die sich in einer endlichen Welt nicht ausgeht. Kurz gefasst: die sinnvolle Erfindung Geld ist weitgehend zweckentfremdet und dient nicht in dem Maße dem Gemeinwohl, wie sie könnte. Ich möchte dazu beitragen, das zu ändern.

 

Warum engagierst du dich mit der Genossenschaft für Gemeinwohl für ein gemeinwohlorientiertes Geld- und Finanzsystem?

Nun, mein persönlichen Antrieb geht etwas aus der vorigen Antwort hervor. Ich verspürte schon immer den Wunsch nach Veränderung von gesellschaftlichen Verhältnissen in der Welt und habe meinen Weg gesucht, darin wirken zu können. Geld beziehungsweise das Geld- und Finanzsystem gelten gemeinhin als schwieriges, unsexy Thema – zu komplex für eine niederschwellige, breite Auseinandersetzung damit. Doch letztendlich unterliegen alle anderen politischen Themenbereiche dem Geldthema. So habe ich für mich den Schlüssel für die gewünschte Veränderung entdeckt. Ich bin zwar keine Expertin auf dem Gebiet, aber ich denke, wir können viel verstehen, wenn wir uns darauf einlassen, und müssen auch nicht alles im bestehenden System bis ins kleinste Detail verstanden haben, um uns für ein anderes, gemeinwohlorientiertes Geld- und Finanzsystem einzusetzen.