Die Finanzmärkte und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft
Die Finanzmärkte und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft
Hohe Arbeitslosigkeit, enorme Umsatzeinbußen in vielen Branchen und große Unruhen an den Börsen: Die aktuelle Krise um Covid-19 führt uns vor Augen, wie rasch unsere Wirtschaft ins Wanken gerät. Eine zentrale Rolle für diese Krisenanfälligkeit ist dabei im gegenwärtigen Geldsystem und in den Finanzmärkten als wesentliche Bausteine unserer Wirtschaftsordnung zu sehen.
In Ihrem Vortrag an der Akademie für Gemeinwohl am 14. Jänner analysierte die Ökonomin Elisabeth Springler zentrale Aspekte der Finanzmärkte und Möglichkeiten, wie man gerade in Zeiten der Krise gegensteuern kann:
- Oftmals werden die Effekte der Maßnahmen, die im Zusammenhang mit der Finanzkrise 2007/2008 gesetzt wurden, zu wenig beachtet. Es bestehen hier einige „blinde Flecken“ im geldpolitischen Diskurs. Eine Folge davon ist, dass auf aktuelle Krisen (Pandemie und Klimakrise) mit ähnlichen Maßnahmen reagiert wird wie bereits in der Vergangenheit, und dass deren negative Auswirkungen auf unterschiedliche Bevölkerungsgruppen weiterhin ausgeblendet bleiben.
- Eine Entwicklung hat mit dem Mangel an sicheren und trotzdem ertragreichen Anleihen am Markt zu tun. Dadurch haben andere Anlageformen, wie der spekulative Ankauf von Wohnraum, an Bedeutung gewonnen. Dadurch wiederum erhöhen sich die Preise am Wohnungsmarkt, sei es für den Kauf eines Eigenheims oder für die Miete. Davon sind Privathaushalte direkt betroffen, da sie mehr Geld für den Wohnbedarf aufwenden müssen. Zusätzlich besteht das Risiko von Blasenbildungen am Immobilienmarkt, die dann wieder makroökonomische Risiken beinhalten.
- Aktuell steht, wie schon im Zuge der Finanzkrise 2007/2008, eine unkonventionelle Geldpolitik im Zentrum der Krisenbekämpfung. Dabei herrscht der Glaube vor, dass günstig bereitgestellte Mittel Unternehmen und Haushalten Investitionen ermöglichen, die dann direkt die Realwirtschaft ankurbeln. Dabei wird jedoch häufig übersehen, dass das ausgeschüttete Geld nur unzureichend dort ankommt, wo es auch wirklich gebraucht wird. Denn einerseits sind die Zinsen zwar niedrig, doch die Chance, tatsächlich an das Geld zu kommen, sinken, da Banken die Kreditrichtlinien verschärfen, um Ausfallsrisiken zu minimieren. Andererseits fließt das vorhandene Geld in großem Maße in neue innovative Geldprodukte – nun verstärkt in solche, die sich im Bereich „Green Investments“ bewegen.
- Innovationen im Bereich der Nachhaltigkeit sind aus einer Gemeinwohlperspektive natürlich zu begrüßen. Doch es ist klar, dass die Finanzmärkte und die entsprechenden „grünen Finanzprodukte“ auch in diesem Bereich in erster Linie Rendite anstreben. Negative Verteilungseffekte, marktbasierte Preisverschiebungen oder Blasenbildungen werden nicht beachtet.
Fazit: Für eine sozial-ökologische Transformation im Sinne des Gemeinwohls braucht es zusätzlich institutionell-strukturelle und fiskalpolitische Vorgaben. Nur so wird es möglich sein, die derzeitigen Krisen nachhaltig zu überwinden. Als Genossenschaft für Gemeinwohl bleiben wir auch an diesen Themen dran!