Crowdfunding-Projekt Fairkom – "Wir haben die richtigen Menschen erreicht!"
Crowdfunding-Projekt Fairkom – "Wir haben die richtigen Menschen erreicht!"
Vor einiger Zeit zeichneten unsere Genossenschafter*innen die Vorarlberger fairkom Gesellschaft via Gemeinwohl-Prüfung mit dem Gemeinwohl-Siegel aus. Daraufhin konnte sie für "fairapps" – eine datensichere Alternative an webbasierten Kommunikationsanwendungen – ihre Crowdfunding-Kampagne erfolgreich bei uns abschließen. Ein halbes Jahr und viele Corona-Maßnahmen später fragen wir nun nach, wie es für das junge Unternehmen gerade läuft.
Lieber Sebastian, was hat das Crowdfunding für Gemeinwohl für die Entwicklung der Fairkom gebracht?
Das Crowdfunding war für uns ein voller Erfolg. Auch wenn wir nur knapp die Hälfte unseres Zielbudgets erreicht haben, immerhin fast 11.000€, konnten wir unseren Bekanntheitsgrad durch die Kampagne erheblich steigern und haben neben zahlreichen neuen Anfragen auch viele nette Rückmeldungen zu unserer Arbeit und Ausrichtung bekommen. Das hat uns natürlich sehr gefreut und motiviert, unseren Weg weiter zu verfolgen. Auch die Wahl der Plattform, Crowdfunding für Gemeinwohl, war absolut die richtige Entscheidung. Hier konnten wir genau jene Menschen erreichen, denen Nachhaltigkeit, Datenschutz und Gemeinwohl genauso am Herzen liegen wie uns. Mit dem Budget können wir nun endlich jene neue Anwendungen zu unserer fairapps.net Plattform hinzufügen, die schon lange auf unserer Wunschliste standen oder auch von Kund*innen und Freund*innen gewünscht wurden. Damit kommen wir auch unserem Ziel der Plattform näher, ein umfassendes Angebot an unterschiedlichen Web-Applikationen als Alternative zu den großen IT-Konzernen und Datensammlern zur Verfügung stellen zu können.
Wie geht es der Fairkom jetzt, was tut sich gerade?
Auch wir wurden von der Covid-19-Krise ziemlich überrascht. Als Anbieter für HomeOffice Anwendungen wurden wir jedoch, im Unterschied zu vielen anderen Unternehmen, mit Anfragen beinahe überrannt. Wir waren deshalb in den letzten Wochen und Monaten vor allem damit beschäftigt, die Ressourcen unserer Jitsi Meet Videokonferenzanwendungen fairmeeting.net auszubauen und die Übertragungsqualität stetig zu verbessern. Gleichzeitig haben wir mit unserer BigBlueButton Video-Instanz fairteaching.net rasch eine weitere fairapps.net Anwendung speziell für Webinare, Workshops und Vorträge vorgezogen umzusetzen. Damit haben wir dem dringenden Bedarf von Schulen und anderen Bildungsanbietern entsprochen. Auch wenn es mittlerweile wieder ein wenig ruhiger geworden ist, erfreuen sich beide Services immer noch über eine große Beliebtheit, wir haben entsprechende Pakete geschnürt und setzen nun auch für verschiedene Institutionen eigenständige Konferenz-Services um. Wir hoffen, dass wir über die Sommermonate nun auch endlich die Zeit finden, unsere über das Crowdfunding finanzierten Anwendungen fertigzustellen. Geplant ist, dass wir im August mit unserem Newsletter-Service "fairmailing" sowie unserem geplanten Videoportal "fairtube" online gehen können. Die anonymisierte und werbefreie Meta-Suchmaschine "fairsearch" sowie die Anwendung für das verschlüsselte und anonyme Versenden großer Dateien sollen dann im September/Oktober folgen. "Fairdocs", eine auf OnlyOffice basierende Alternative zu Office 365 und Google Docs kann bereits in der faircloud genutzt werden und wird wahrscheinlich im 4. Quartal 2020 als eigenständige Anwendung realisiert werden können.
Ihr bezeichnet euch als „Genossenschaft light" – was bedeutet das?
Die fairkom Gesellschaft ist ein gemeinwohlorientiertes Partnerschaftsnetzwerk von selbstständigen IT Consultants bei Open Source Projekten. Wir sind als Verein mit Gewerbeberechtigung organisiert, funktionieren vom Prinzip her aber ähnlich wie eine Genossenschaft, in der die Mitglieder – das sind die selbstständigen IT Partner*innen – über Wege und Ziele des Vereins bestimmen, weshalb wir uns selbst auch als "Genossenschaft light" bezeichnen. Damit haben wir den großen Vorteil, dass wir auf ein sehr breit aufgestelltes Team an IT-Expert*innen zurückgreifen können, die wir je nach Projektanforderungen in die einzelnen Projekte holen können. Gleichzeitig können die Mitglieder auch selbstständig innerhalb oder auch außerhalb der fairkom Ihren eigenen Projekten und Aufträgen nachgehen. Tatsächlich firmierten wir von 2002 bis 2012 als eingetragene Genossenschaft, doch der Aufwand eines Revisionsverbandes und Aufsichtsrates schien uns nicht verhältnismäßig. Derzeit verfügt fairkom über vier angestellte Mitarbeiter, die im Back Office Kommunikation, Koordination und Support weitgehend übernehmen und so die 14 Mitglieder entlasten, die sich ihrerseits auf die technische oder inhaltliche Arbeit konzentrieren können.
Vielen Dank für das Interview!