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„Ich möchte Teil des Wandels sein.“ - Die BfG Genossenschaft feiert zweiten Geburtstag

Markus Stegfellner, Aufsichtsratsvorsitzender der BfG Genossenschaft für Gemeinwohl
Sonntag, 18. Dezember 2016

„Ich möchte Teil des Wandels sein.“ - Die BfG Genossenschaft feiert zweiten Geburtstag

Markus Stegfellner, Aufsichtsratsvorsitzender der BfG Genossenschaft, über die Gründung einer Genossenschaft neuen Stils.

Foto: Studio46

„Ich möchte Teil des Wandels sein.“ - Die BfG genossenschaft feiert ihren zweiten Geburtstag!

Markus, du bist seit vier Jahren im Projekt zur Gründung einer Bank für Gemeinwohl aktiv.

 

2012 habe ich erstmals von der Idee der Gründung einer genossenschaftlichen Ethikbank in Österreich gehört. Ich lebe in Stuttgart, bin jedoch gebürtiger Linzer. Damals habe ich gesagt: Eine solche Bank darf nicht ohne mich gegründet werden, denn eine Bank aus der Zivilgesellschaft ist ein faszinierendes Unterfangen.

 

Du bist Experte für die Beratung von Banken.

 

Ich habe langjährig genossenschaftliche Banken in Deutschland und Österreich beraten und gelernt, wie man diese zukunftsfähig machen kann. In Wien habe ich dann den Arbeitskreis Kampagne der BfG mit aufgebaut. Im Dezember 2012 wurde ich vom Plenum zum Projektleiter gewählt, gemeinsam mit Dr. Ralf Widtmann. Zu zweit haben wir die Gründung der Genossenschaft vorangetrieben, zuvor waren wir als Verein organisiert.

 

Wieso ist die BfG als freie Genossenschaft organisiert?

 

Wir haben Gespräche mit vielen Bankexpert*innen geführt und es erschien uns schließlich als gangbarster Weg. Einer der Spitzenvertreter sagte mir damals: „Das Projekt Bank für Gemeinwohl wird der Stachel im Fleisch der hiesigen Bankenlandschaft sein, denn eine Veränderung ist notwendig.“

 

Der Weg bis zur Eintragung ins Firmenbuch war ja kein einfacher.
 

Es gab mit dem Wiener Firmenbuchrichter monatelange Gespräche. Unser Anliegen war außergewöhnlich: eine Genossenschaft zu gründen, die eine Bank gründet. Ohne Vermögenswerte und ohne Verbandsmitgliedschaft. Mein Eindruck war, dass der Wiener Richter sich nicht drübergetraut hat. Schließlich hat man uns das Firmenbuchgericht in Wiener Neustadt empfohlen, die spezielles Know-how im Genossenschaftswesen hatten. Von dort kam dann auch ein positives Signal.

 

Aber die Zuständigkeit lag doch in Wien?
 

Ein glücklicher Zufall wollte es, dass unser Notar seinen Wohnsitz im Sprengel von Wiener Neustadt hatte – nämlich in Gumpoldskirchen. So konnten wir unseren Firmensitz an seine Adresse verlegen. Am 18. Dezember 2014, genau heute vor zwei Jahren, kam dann die Jubelmeldung, dass der Eintrag ins Firmenbuch vollzogen ist. Das war für uns alle eine große Freude, ein Team von mehreren Dutzend Ehrenamtlichen hatte seit rund einem Jahr auf diesen Tag gehofft und es war eine existentielle Frage für unser Projekt. Der Bescheid war das schönste Weihnachtsgeschenk und wir haben ausgiebig gefeiert.

 

Danach wurde ein Genossenschafts-Vorstand bestellt und du bist in die Rolle des Aufsichtsrats-Vorsitzenden gewechselt. Du lebst in Stuttgart und reist nun häufig nach Wien. Deine Tätigkeit ist ehrenamtlich. Dabei investierst du viel Zeit und Energie. Was motiviert dich?

 

Es ist der Menschenkreis an Engagierten und Visionären, die große gegenseitige Wertschätzung und der gemeinsame Aufbau eines noch nie dagewesenen Pionierprojektes für Österreich. Ich möchte Teil des Wandels sein.

 

Was ist das Außergewöhnliche an der BfG?

 

Die Zusammenarbeit von Ehrenamtlichen und Angestellten. Die Idee einer interaktiven und partizipativen Genossenschaft neuen Stils, wo jedes Mitglied eine Stimme hat, unabhängig von der Höhe seiner Einlage. Wo jede*r sich einbringen und mitgestalten kann mit ihrer und seiner jeweiligen Kompetenz. Etwa für unsere im Aufbau befindliche Crowdfunding-Plattform und das Zahlungsinstitut. Da wird die Expertise vieler Genossenschafts-Mitglieder benötigt, um die Gemeinwohl-Orientierung eingereichter Projekte zu evaluieren. Wir erfinden gerade ein völlig neues Genossenschafts-Modell.